Dienstag, 19. September 2017

Melusi United

Fußball ist Leidenschaft.
Weltweit....

...und doch sind die Fußballwelten sehr unterschiedlich.

Melusi hat fünf Fußballteams und einen Headcoach. Und obwohl Bongikosi mit jedem seiner Teams mitfiebert, jeden Sieg feiert und nächtelang über die richtige Taktik und Traininsmetthode nachdenken kann, ist Fußball für ihn nur das Werkzeug.

Das Ziel ist es, das Licht Gottes in das Leben dieser Jungs und jungen Männer zu bringen.
Ich (Timon) darf die U13 trainieren, manchmal schaut dabei in Craigside sogar die ein oder andere Kuh vorbei - doch mir fehlt die Erfahrung, um denen das nötige Ballgefühl vermitteln zu können.

Dario und Luca gehören auch zu diesem Team, das montags und dienstags trainiert.


Besonders aufregend wird es aber an den Spieltagen. In der vergangenen Woche spielten die Ü17 gegen den Tabellenführer am letzten Spieltag um den Sieg in ihrer Liga. Das Highlight des Spiels (1-1) war für mich schon vor dem Anpfiff. Denn die Fangesänge werden nicht den Zuschauern oder gar irgendwelchen Cheerleadern überlassen - das übernehmen die Spieler hier selbst. Das Video zeigt den Moment vor dem Anpfiff, als beide Mannschaften aufs Spielfeld kamen...







Donnerstag, 14. September 2017

Township 2

Neunmal in der Woche ist ein Team aus Melusi in einem der Townships aktiv.
Mittwochs zieht Dana zum Outreach nach "Dlamini", einer der überwiegend informellen Siedlungen, die theoretisch jederzeit von der Regierung eingestampft werden könnten. Daher ist es auch verboten, mit festem Ziegeln als Baumaterial zu bauen - nur "provisorische" Häuschen aus Lehm und Wellblech sind erlaubt.

In Dlamini lebt Mama Maria (links). Samstags versammelt sie regelmäßig Kinder in ihrem Häuschen, die sie dort versorgt und übernachten lässt - um sicher zu stellen, dass die am Sonntag mit ihr zusammen zum Gottesdienst kommen. Also besucht das Team sie regelmäßig, liest mit ihr zusammen in der Bibel und lässt einige Lebensmittel dort.


Vor zwei Wochen fragte Mama Maria: Warum singen wir eigentlich nie zusammen?
Also hatte das Team beim nächsten mal eine Gitarre dabei und es entstand eine Lobpreissession, die Nachbarn kamen dazu und füllten jeden freien Fleck im Haus. Alle waren begeistert und Stephan sagte am Ende: Wir sollten ab jetzt jeden Mittwoch einen solchen Gottesdienst hier feiern...
Ein Satz, der bei Mama Maria gut ankam. Als das Team am nächsten Mittwoch zu Mama Marias Haus kamen, war alles vorbereitet. Plastikstühle waren zusammengetragen worden, zwei große Töpfe mit Maisbrei und
Soße gekocht. Es wurde Gottesdienst gefeiert.
Immer mehr Leute kamen zusammen. Die Erwachsenen versammelten sich zur Bible Study in dem einen Raum, die Kinder hörten Geschichten und spielten nebenan. Dann wurde getanzt und gesungen. Und schließlich gegessen.
Eine neue Gemeinde. Ein Stück Himmel in Dlamini - so einfach. So schön....



Mittwoch, 13. September 2017

Township 1

Das normale Leben

Noch immer sind die Wohngebiete in Südafrika stark getrennt. Auch wenn mit dem Ende der Apartheit 1994 alle gesetzlichen Vorgaben verschwanden, die regelten, welche Rasse in welchem Gebiet leben durfte, besteht die soziale Trennung häufig immer noch.
Bevor wir nach Dundee kamen, war ich davon ausgegangen, dass vielleicht noch 20 oder 30% der Bevölkerung in den Armenvierteln, den Townships, leben. Mittlerweile weiß ich, dass es eher 70% sind, die auf engsten Raum, häufig in selbstgebauten Baracken aus Lehm, Wellblech und einfachen Ziegeln gebaut, leben.
Dabei gibt es die offiziellen Townships, die mittlerweile zumeist über Wasserleitungen und manchmal auch über Strom verfügen. Doch es gibt, angrenzend, auch viele neuere,  informelle Settelings, in denen eine Wasserpumpe und ein paar Toilettenhäuschen ein ganzes Viertel versorgen.

 Diese entstehen immer wieder neu, weil der Bevölkerungswachstum in den armen Vierteln anhält und Landflucht und Migration die Menschen in die Städte treibt. Gekocht wird dort oft auf durchlöcherten Blechtonnen, in denen alles als Brennmaterial dient, was  da ist. So sind Verbrennungen bei Kindern die mit Abstand häufigstenVerletzungen,

zumal es oft auch die älteren Geschwister sind, die die Familie zu hause versorgen müssen.
Der Müll stapelt sich denn anstelle einer Müllabfuhr treten allenfalls soziale Projekte, die manchmal Lebensmittelpakete verteilen können, wenn die Frauen ihnen Säcke mit Plastikflaschen oder Pappe bringen.
Kleine Tuck Shops (Kioske) versorgen die Townships, da der nächste Supermarkt oft eine Stunde Fußweg entfernt liegt. Denn die Townships sind von der Apartheitsregierung Abseits der Stadtzentren gebaut worden.
Leider gibt es in diesen Tuck Shops oft auch den Alkohol und andere Substanzen zu kaufen, die das Leben der Väter, Familien und der Jugendlichen immer wieder neu zerstören.


Dieses Ausmaß der Armut haben wir nicht erwartet, und auch wenn uns die Menschen und ihre Lebenssituation langsam vertrauter wird, auch wenn wir kleine Oasen des Lebens in diesen Siedlungen entdecken, auch wenn wir wundervolle Begegnungen mit den Menschen dort haben - sind wir bei jedem Besuch in unserer eigenen Lebenswelt aufs neue erschüttert.


Montag, 11. September 2017

Arbeiten in Melusi

Von manchen Dingen gibt es in Melusi ja nicht so viel, wie im reichen Deutschland....

Arbeit jedoch gibt es wirklich genug....!

Das Herzstück von Melusi ist der Garten. Hier sind einige unserer "Residents" (gut 20 Männer, die aus der Obdachlosigkeit heraus nach Melusi gekommen sind) und auch Teammitglieder täglich beschäftigt. Aber nicht nur die.

Rund 15 "Food for Worker" 
kommen zweimal wöchentlich, um dort vormittags zu arbeiten und gehen mit einem gut gefüllten Essenspaket nach hause - so dass sie ihre Familien ernähren können. Da die Arbeitslosenquote in Südafrika bei 25% liegt und es praktisch keine Sozialhilfe und nur 300 Rand (20€) Kindergeld pro Monat gibt, kann das überlebenswichtig sein .


Chef im Garten ist seit einem halben Jahr Peter (links). Er ist selbst Resident in Melusi, ist aber auf einer Farm groß geworden und hat von daher jede Menge Wissen, vorallem aber das Herz für kleine Details, liebevolle Pflege und gutem Ertrag aus den wirklich knappen Ressourcen.

Aber auch für die anderen Residents und Teammitglieder gibt es genug zu tun. Dafür sorgt vor allem Thomas (rechts unten an der Schleifmaschine) in der Werksatt, der die meisten handwerklichen Herausforderungen des großen Geländes und des Gebäudebestands bewältigt: Da werden Dächer gedeckt, Häuser umgebaut, Wasserleitungen geflickt, Gründstücke eingeebnet. Da kann es aber auch mal passieren, dass morgens auf einmal ein Loch in einer Wand auftaucht. Denn alle älteren Gebäude hier sind noch ohne Fundament gebaut, so dass sich Wände verschieben, Spalten bilden oder Steine herausfallen können. Doch wo ein Problem ist, ist immer auch eine Lösung....
Was genau gemacht wird hängt auch von den "Donations" ab, die uns angeboten werden. Ein Bauer hat Gülle über (die bei dieser Wärme und Trockenheit hier zum Glück fest und nicht flüssig ist). Dann wird sie geholt, um den Boden zu verbessern. Bietet uns jemand Erde an wird Erde gefahren. Zum Glück findet sich dazu manchmal auch ein Bagger oder ein LKW und viele Helfer.

Ein Highlight ist es, wenn die Molkerei Sahne spendet, die dem Verfallsdatum nahe ist. Dann schlagen die Frauen aus dem Food for Work- Programm mit Schneebesen daraus Butter, häufig mit Gesang und Lobpreis - voll Vorfreude über den kleinen Vorrat an dem edlen und wertvollen Fett.



Auch andere Überraschungen gibt es hier zu bestaunen. Dana zum Beispiel arbeitet manchmal in der kleinen Nähstube, um Deckchen oder Bezüge fürs "Hospitality-Team" zu Nähen. Die Nähmaschine kam ihr gleich vertraut vor. Kein Wunder, denn das gute Stück ist "Made in GDR"

Arbeit gibt es in Melusi viel. Vielseitig, improviesiert, manchmal chaotisch und auch nicht immer effektiv. Aber immer wertvoll, gemeinschaftlich und gemeinnützig.


Ein Südafrika-Abend

Das Jahr ist vergangen. Viel zu schnell.  Mittlerweile hat sich aber unsere Trauer etwas gelegt und wir schauen in manchen Momenten fassu...