Sonntag, 30. Juli 2017

Craigside



Eines der ärmsten Townships in Dundee ist Craigside. Auch wenn die Apartheit in Südafrika seit 1992 überwunden ist, leben auch heute noch fast ausschließlich Zulu in diesem Township. Wer aus einer gemischten Beziehung stammt, gilt als „coloured“ so wie der kleine Junge in dem Video unten, wie uns die Kids in Craigside erklärten. Als Coloured werden auch wir bezeichnet, was Dana so kommentierte: „...but our colour looks quite different to his, doesn´t it?“

Die Bevölkerung in Craigside ist extrem jung, die Kriminalitätsrate hoch. Aber es gibt auch eine echte Attraktion: Craigside hat einen Fußballplatz. In unseren Augen eher ein halbwegs ebener Staubplatz mit zwei Torrahmen, in Wahrheit und in den Augen von Bongikosi, dem Fußball-Coach aus Melusi: „A real blessing from God“.
                                         Coach Bongi

An vier Tagen in der Woche ist ein Team aus Melusi zum Fußballtraining, zum Kids Club oder zur Bibelstudy in Craigside. Bongi trainiert alleine in den zwei Mannschaften, auf die er den Fokus legt (unter 13 Jahre und unter 17), 60 Jugendliche, solange es das Sonnenlicht zulässt und redet anschließend manchmal noch stundenlang mit ihnen über Werte, Leben und Glauben.
Nebenher beschäftigt er zwei weitere Altersklassen (U15 und U10) soweit wie möglich, denn es gibt nur den einen Platz, nur einige Stunden Tageslicht nach der Schule und oft nur 2 oder 3 Bälle für alle.

Montags und dienstags ist Timon mit in Craigside, Dienstag waren wir als ganze Familie da. Dana hat mit den kleineren Kids Kontakt aufgebaut, fangen gespielt, Fotos und Filmchen mit ihnen gemacht, Timon hat bei Bongi hospitiert, Dario hat mit den 10-13jährigen trainiert, Finja und Jaron haben die Landschaft, die Kinder und später auch die Kühe bestaunt, die von ihrer Weide aus quer über die Straße und den Fußballplatz „nach hause“ trotteten.
Die Menge an Kids ist beeindruckend und erschlagend. Gibt man einem Kind Aufmerksamkeit, spielt mit ihm oder wirbelt es in der Luft herum, kommen sofort andere, die ein Stück Zuwendung abhaben wollen. Jaron wollte unsere letzten Apfelstückchen teilen, wir haben es verboten, weil das wahrscheinlich viele bettende Gesten von den anderen Kindern zur Folge gehabt hätte. Aber auch ohne Äpfel oder andere Geschenke wussten wir, dass die Anwesenheit des Melusi Teams jedes mal ein großes Geschenk ist.
Als wir zum Sonnenuntergang fuhren, waren noch weit über 100 Kids auf und neben dem Platz unterwegs.
Craigside hat einen Fußballplatz. Und es hat seit dieser Woche auch einen Platz in unseren Herzen.








Dienstag, 25. Juli 2017

Erster Schultag


Die Uelzen Primary School liegt mehr als 5 km außerhalb von Dundee im Niemannsland. Sie wurde als kirchliche Schule für die Farmer vor mehr als 100 Jahren gegründet und war schon 1991, deutlich bevor Nelson Mandela 1994  Präsidenten wurde, die ersten gemischte Schule in KwaZulu Natal.
Die Nervosität war greifbar, während wir mit unseren Kindern um 6.20 Uhr am Montagmorgen am Frühstückstisch saßen. Sie hatten sich in ihre Schuluniformen gezwängt, und die, in unserem kühlen Haus morgens und abends allgegenwärtigen, Wärmflaschen auf den Beinen.

Leider lasen wir ihnen nicht die Losungen vor, die wären ein perfekter Zuspruch gewesen:
Ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die euch weiden sollen in Einsicht und Weisheit. Jer 3,15
Auch Finja fuhr mit und startete ihren ersten Tag im Kindergarten, der an der Schule angeschlossen ist. Die Kinder dort in dieser Unsicherheit zu lassen war nicht einfach, Dana kämpfte mit den Tränen. Doch als wir sie später gemeinsam abholten, war schon deutlich, dass alles gut war.
Finja kam zuerst aus dem Kindergarten herausgelaufen. Wir fragten:
"Wie war´s?" - "Gut!"
"Hast du Englisch gelernt?" - "Nein!"
... doch kurz darauf kletterte sie auf ein Gerüst und zählte die Sprossen: One, two, three, four, five, seven..."

Jaron wirkte auch zufrieden und orientiert und machte sich zuhause höchst motiviert an die Hausaufgaben.
Luca war sofort von drei Klassenkameraden umringt worden, die begannen, ihm alles zu zeigen. Dario hatte in der Pause keine Zeit zum Essen, denn die Jungs in seiner Klasse nahmen ihn mit auf den Sportplatz, um ihm Cricket zu erklären.

Dabei hatten wir in der Montag -morgendlichen Schulversammlung noch lernen müssen, dass nicht nur die Uniform zum Dresscode der Schule gehört, sondern auch die Haarlänge.
Dana hatte in dieser halben Stunde noch dabei bleiben dürfen und bekam mit, wie die neuen Schüler vom äußerst netten Schulleiter Mr. Raffenberg begrüßt wurden:

"Please welcome our new sudents from Germany:
There is Dario in seventh grade - please stand up
In 6th Grade there is Luca - please stand up
And in 2nd grade we have Jaron. He does not need to stand up. In Germany the students have the hair longer. He will get a haircut soon."
(Jaron braucht noch nicht aufzustehen, in Deutschland trägt man die Haare in der Schule länger, er wird sie bald schneiden...)

So ist es nuneinmal: Schule ist vorallem eine große Anpassungsleistung - das ist letztlich in Deutschland auch nicht anders als in Südafrika...

Sonntag, 23. Juli 2017

Integration

Wir sind hier Fremde. Zwar Fremde zu Gast bei Freunden, wie es so schön heisst, aber immernoch Fremde. Am Deutlichsten merken das natürlich die Kinder, die nicht gewählt haben hierher zu ziehen, sondern, uns vertrauend, mitgekommen sind. Für sie sind es die ersten Erfahrungen des Fremdseins. Positiv merken wir, dass das unseren Familienzusammenhalt enorm strärkt. Obwohl wir deutlich mehr Zeit miteinander verbringen als "daheim", wird weniger gestritten. Und bewundernd schauen wir unseren Kindern zu, wenn sie erste eigene Schritte in dieser fremden Kultur machen. Wenn sie sich trauen, von unserer Seite zu weichen, wenn sie englische Wörter wiederholen oder einfach mitmachen. Dario und Luca waren bereits mit mir auf einem Einsatz in den Township, wo wir, im wahrsten Sinne des Wortes, Straßenfußball spielten. Da keine anderen ebenen Flächen zur Verfügung stehen, werden auf die Lehmstraße zwei große Steine gelegt, jeweils einer an die Enden des Spielfeldes. Wer den Stein trifft, hat ein Tor erzielt. Wir waren sehr erfolgreich, was aber vorallem daran lag, dass wir Turnschuhe trugen und die südafrikanischen Kids in Hausschlappen, Flipflops, in Socken oder barfuß spielten.
Ich habe mich schonmal mehr über einen Sieg gefreut und war kurz davor meine Schuhe auszuziehen.
Im Hause der deutschen Familie Braun gab es am gleichen Nachmittag eine Lebkuchen-Party zusammen mit Dana, Jaron und Fnja. Schließlich ist es ja Winter hier, auch wenn es tagsüber meist 25 Grad warm ist.
Auch Volleyball wird hier gerne gespielt, was Dario und Luca ebenso Spaß macht.
Jaron und Finja vollbrachten zudem am Samstag ihre mutigste Integrationsleistung beim Kids-Fun-Day. Zusammen mit knapp 40 Kids, die aus den Townships hergebracht wurden, gab es einen vielseitigen Tag mit Spielen, Dancing-Worship, Basteleinheiten und Hot Dogs. Man, war ich stolz, als ich nach den ersten Stunden überflüssig war und die beiden zum Teil der Gruppe wurden...!!!





Home is .... where your WiFi connects

Die Farben sind anders. Eher etwas für Borussen-Fans: Weites Land mit dürren Graslandschaften, von der Sonne gelb verbrannt. Zwischendrin mal einige schwarze Streifen, oft absichtlich verkohlt als Feuer-Barrikaden oder um das neue Gras besser wachsen zu lassen, wenn der erste Regen kommt.
Die Tierwelt, die man bei uns aus den Zoos kennt, bevölkern diese Landschaft. In unserer Region: KwaZulu Natal erheben sich Hügel- und Bergketten zwischendrin und bereichern das Landschaftsbild. Und dann kommt Dundee und mitten in Dundee eine wahre Oase: die christliche Gemeinschaft Melusi. Ein großes Gelände, gepflegt, achtsam, liebevoll und voller Gottvertrauen entwickelt.
Wenn wir auf unser Haus schauen, kommen wir uns wie eine reiche Oberschicht vor - ein weites Feld öffnet den Blick auf das Grundstück, in denen Kakteenpflanzen, Büsche und ein Baum das Terassenumgebene Haus schmücken.
Wir liegen am Rand des mindestens sechs Hektar großen Geländes - am äußersten Rand des W-Lan Gebietes. So schmücken immer mal wieder nicht nur die Pflanzen den Blick aufs Haus sondern auch unsere großen Jungs oder wir selbst, auf der suche nach dem "ersten und dem zweiten Balken"...
... natürlich nur, um mit euch eng im Kontakt zu bleiben.







Dienstag, 18. Juli 2017

Angekommen

Eine ereignisreiche Reise liegt hinter uns:
Besondere Momente mit Tine, Daniel und Danas Eltern am Flughafen, viele Filme beim Lufthansaflug in einer vollgepackten Maschine, vier ebenso vollgepackte Kofferwagen in Johannesburg, ein herzliches Willkommen von Daniel van de Vlag, der mit seiner Familie seit sechs Jahren hier in Melusi lebt, am Cappuccinostand am Flughafen und dann ein Schockmoment:
Während wir versuchten die Koffer hektisch in den Anhänger des in der zweiten Reihe parkenden Mercedes zu hieven fragte Dana plötzlich: Wo ist Finja?
Die Frage bleib unbeantwortet. Hektisch begannen wir herumzurennen. Sofort waren zwei Securities vom Flughafen an unserer Seite und mehrere Reisende suchten mit. Während ich (Timon) umherlief und mich gleichzeitig fragte, ob das ganze vielleicht ein Trick war, um uns von den Koffern weg zu locken war Dana erfolgreich:
Finja hatte gerne selbst die Kofferwagen wegbringen wollen und hat sich schmollend in eine Ecke verzogen…. Phuuuuuuu und Amen.
Wir müssen wohl noch einige Sicherheitsregeln mit unseren Kindern hier einüben….
Auf der vierstündigen Fahrt von Joe-Burg (wie die Einheimischen sagen) nach Dundee sahen wir weites trockenes Land aber auch Vogelsträuße auf den Feldern, Böcke mit prächtigen Hörnern und einige Zebras. In Melusi jubelten wir über unser schönes, sehr herzlich eingerichtetes Häuschen, dass sich sofort wie Zuhause anfühlte – auch wenn es gerade noch sehr sehr kalt ist. Aber Wärmflaschen helfen uns über den ersten Abend und wir sind uns sicher: besser außen kalt und innen warm als umgekehrt.








Samstag, 15. Juli 2017

Melusi Dreamteam
Bei unserer Vorbereitungswoche in Eppstein konnten wir unsere deutschen Kurzzeit-Missionars-Kollegen kennenlernen:
Janik und Angelika,  frisch verheiratet, Theologe und Sozialarbeiterin die nach Melusi eine Gemeinde in Frankfurt gründen und leiten werden, Eva, 18, aus der Nähe von Braunschweig, Sophie, 18, Adonia-Fan aus Brandenburg und wir werden gemeinsam die deutsche Fahne in Melsui hoch halten. Aber hoffentlich nicht nur das. Denn wir haben uns in dieser Woche mit den Kulturunterschieden zwischen der Heiss-Klimakultur und der Kultur der Kalten Klimazonen beschäftigt: Während unser Leben von der Uhr getacktet, von Aufgaben und Zielvereinbarungen bestimmt und optimiert ist, werden in den heissen Ländern Beziehungen wertgeschätzt, spontan Gastfreundschaft ausgeübt und vieles geteilt.... Wir freuen uns darauf, von den Südafrikanern zu lernen - auch wenn es wahrscheinlich genau diese Haltung war, die uns beim Visumsantrag an den Rande des Wahnsinns getreiben hat ...   


Donnerstag, 6. Juli 2017


 Melusi trainiert Fußballteams mit Kids aus den ärmsten Familien. Am Spielbetrieb dürfen sie jedoch nur teilnehmen, wenn sie Schuhe anhaben. Dank eurer Schuh-Spenden bekommen die Mannschaften nun Verstärkung - der Koffer dafür ist gepackt!
Auch sonst wird unsere Wohnung immer leerer und die Koffer immer voller. Nur der Briefkasten bleibt leider leer. Wir warten gespannt auf den Expressboten, der unsere Pässe aus der Botschaft zustellt. Heute, am Freitag, wird neu über unser Visum beraten. Ob wir dann zeitnah erfahren, was die Beratung ergeben hat?



Sonntag, 2. Juli 2017

Eine Elefantenherde in Bewegung


Wenn man nur einen Grund sucht, warum sich dieses Afrikaabenteuer lohnt, dann haben wir schon einen: Wir werden seid Tagen und Wochen immer wieder beschenkt und dürfen tatsächlich Abschied FEIERN. Nicht ohne Tränen, weil eure Karten, Wünsche und Geschenke uns nah ans Wasser bauen...
Wir ziehen los, in die letzte Woche Iserlohn hinein., die hoffentlich das lang ersehtne Visum bringen wird. Wir ziehen los und weiter - aber eins sollt ihr wissen: Elefanten haben ein brilliantes Gedächtnis. Und das was ihr uns bedeutet, wird nicht vergessen.

Ein Südafrika-Abend

Das Jahr ist vergangen. Viel zu schnell.  Mittlerweile hat sich aber unsere Trauer etwas gelegt und wir schauen in manchen Momenten fassu...